Schlaganfall und Ernährung

Schlaganfall und Ernährung haben mehr miteinander zu tun als man auf den ersten Blick glauben sollte. Schon im Vorfeld lassen sich zwei Hauptrisikofaktoren für Schlaganfälle durch die Ernährung minimieren: Übergewicht und Arteriosklerose. Hat ein Patient bereits einen Schlaganfall erlitten, hilft gesunde Ernährung bei der Minderung eines fortschreitenden Risikos. So lassen sich neuerliche Schlaganfälle oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte verhindern.

Schlaganfall und Arteriosklerose

Schlaganfall bedeutet, dass es zu einer Minderversorgung von Hirnarealen mit Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffen kommt. Die Ursachen sind ischämischer oder hämorrhagischer Natur, das heißt ein Gefäß verstopft oder es reißt. Hauptursachen für beide Formen des Schlaganfalles sind Veränderungen der Blutgefäße in Form einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Sie verengt das Lumen von Gefäßen und/oder macht die Gefäßwände brüchig, sodass es leichter zu Verstopfungen oder Rissen kommt.

Wie Ernährung und Lebensweise das Arterioskleroserisiko beeinflussen

Arteriosklerose wird zum einen durch Diabetes mellitus und Rauchen begünstigt, zum anderen durch die Ernährung maßgeblich beeinflusst. Denn eine ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung fördern Bluthochdruck, Übergewicht und Störungen des Fettstoffwechsels.

Dass diese Faktoren eine wichtige Rolle spielen, ist in erster Linie eine Erkenntnis der Framingham-Studie [1]. Die Abhängigkeit des Arterioskleroserisikos von verschiedenen Faktoren untersucht man seit 1948 systematisch an den Einwohnern der Stadt Framingham in Massachusetts. Wichtige Ergebnisse wie der Einfluss von Cholesterinspiegel, Blutdruck, Blutzucker oder Rauchen gehören mittlerweile zum medizinischen Standard.

Die Rolle von Ernährung und Lebensstil bei der Vermeidung von Schlaganfällen

Nach einem erlittenen Schlaganfall rein auf medikamentöse Versorgung zu setzen ist wenig angebracht. Antikoagulanzien und Antihypertensiva können nur dann effektiv wirken, wenn man nicht auf der anderen Seite die bestehende Arteriosklerose weiter befeuert. Daher ist auf Dauer ein gemeinsamer Einsatz von Medikamenten und gesunder Ernährung am erfolgversprechendsten. Noch perfekter wird die Sache, wenn ein allgemein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und möglichst wenig Stress ergänzend hinzukommen.

Gesunde Ernährung hilft auch gegen andere Erkrankungen

Bekämpft man die Arteriosklerose mit einer gesunden Ernährungsweise, Bewegung und Abbau von Übergewicht, tut man damit nicht nur seinem Schlaganfallrisiko etwas Gutes. Denn die Arteriosklerose ist zugleich die Hauptursache der meisten anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vom Herzinfarkt bis zur Beinvenenthrombose. Auch solche Erkrankungen lassen sich zugleich mit Schlaganfällen verhindern, wie die Framingham-Studie ebenfalls mehrfach belegen konnte [1].

Was man vermeiden sollte

Alkohol
Zu einer gesunden Ernährung gehört der nur mäßige Konsum von Alkohol. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko einer Arteriosklerose. Wie weit kleine Mengen Alkohol Herz und Gefäßsystem schützen, diskutieren Mediziner immer noch kontrovers [2].

Eine Studie aus Finnland hat herausgefunden, dass bereits der regelmäßige Genuss geringer Alkoholmengen die Wandstärke der Halsschlagader verstärkt [3]. Diesen Parameter misst man zur Bestimmung des Arterioskleroserisikos, da mit zunehmender Wandstärke der Freiraum des Gefäßes und seine Elastizität abnehmen. Andere Gefäße zeigen in der Regel die gleichen Veränderungen, lassen sich aber nicht so leicht untersuchen wie diese seitlich am Hals gelegene oberflächliche Arterie [4].

Zucker in Nahrung und Getränken
Nicht zuletzt bei der Entwicklung von Diabetes, einem zusätzlichen Risikofaktor von Arteriosklerose und Schlaganfällen, spielt hoher Zuckerkonsum eine Rolle. Auch am Übergewicht ist er nicht ganz unschuldig. Interessanterweise scheinen gesüßte Getränke vor allem ischämische, weniger hämorrhagische Schlaganfälle zu begünstigen [5].

Rotes und verarbeitetes Fleisch
Das liegt am hohen Anteil gesättigter Fettsäuren im Rindfleisch und am hohen Salzgehalt von Wurstwaren [6]. Viele empfehlen sogar einen vollständigen Fleischverzicht. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass Fleisch eine gute Eisenquelle ist und viele B-Vitamine wie Vitamin V1, B6 und B12 enthält, die auch für die Gefäßgesundheit eine wichtige Rolle spielen.

Die „Mittelmeer-Diät“

Im Zusammenhang mit Schlaganfallvermeidung fällt oft der Begriff „Mittelmeer-Diät“, der sich zunehmender Popularität erfreut. In einer Studie aus dem Jahr 2015 haben sich zwei Biostatistiker aus Birmingham die entsprechenden Veröffentlichungen zu diesem Thema näher angesehen [7].

Obst und Gemüse
Viele Früchte und viel Gemüse bei den Mahlzeiten wirken sich deutlich positiv auf das Schlaganfallrisiko auf. Statistisch gibt es einen linearen Zusammenhang zwischen beiden [8]. Das liegt mit daran, dass beide eine gute Quelle von Mikronährstoffen und Antioxidantien sind.

Fisch
Regelmäßiger Genuss von Fisch gehört zur Mittelmeerdiät dazu. Auch Fischkonsum führt zu einer klaren Verminderung des Schlaganfallrisikos. Hierfür sind vor allem Omega-3-Fettsäuren verantwortlich, welche den Blutwert der Triglyceride senken [9].

Olivenöl
Olivenöl ist reich an einfach ungesättigten Fettsäuren. Eine Metaanalyse konnte zeigen, dass der Verzehr von 25 Gramm Olivenöl am Tag das Schlaganfallrisiko um 18 Prozent senkt [10].

Nüsse
Zur Mittelmeerdiät gehören mindestens dreimal die Woche Nüsse. Sie enthalten viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren [11].

Hülsenfrüchte
sind reich an Ballaststoffen und senken die Blutfettwerte [12].

Weißes Fleisch
ist gegenüber rotem und verarbeitetem Fleisch zu bevorzugen, das das Schlaganfallrisiko heraufsetzt 7[].

Ionen, Vitamine, Fette und Schlaganfallrisiko

In einer Literaturzusammenfassung über die Rolle von Nährstoffen beim Schlaganfallrisiko [13] kommt man zu dem Ergebnis, dass eine hohe Zufuhr von Magnesium und Kalium vor Schlaganfällen schützen und viel Natrium in der Nahrung diese begünstigen. Das dürfte in erster Linie eine Effekt des Blutdruckes sein: Viel Natrium in der Nahrung zieht viel Flüssigkeit ins Blut, was das Blutvolumen erhöht und damit den Blutdruck heraufsetzt. Calcium spielt dagegen nur bei Menschen mit generell geringer Zufuhr eine präventive Rolle.

Weiterhin zeigt die Zusammenfassung, dass in erster Linie eine geringe Vitamin D-Zufuhr sich negativ auf das Schlaganfallrisiko auswirkt. Andere Vitamine scheinen bei Menschen ohne Mangelversorgung keine signifikante Rolle zu spielen.

Interessant ist der Befund, dass es keine Assoziation des Schlaganfallrisikos mit dem Fett in der Nahrung geben soll, einschließlich des Anteils an gesättigten und einfach oder mehr ungesättigten Fettsäuren und Cholesterin. Das steht im Widerspruch zu den verbreiteten Angaben in der Ernährungsberatung. Im Hinblick auf das Körpergewicht ist eine Einschränkung des Fettkonsums sicherlich keine falsche Entscheidung.

Eine Ausnahme machen gemäß bisher vorliegenden Studien lediglich die langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, wie man sie vor allem in Seefisch findet. Vor allem bei Frauen scheinen diese einen positiven Effekt auf das Schlaganfallrisiko auszuüben.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Framing Heart Study: Link.
  2. Chiva-Blanch G, Arranz S, Lamuela-Raventos RM, Estruch R.
    Effects of wine, alcohol and polyphenols on cardiovascular disease risk factors: evidences from human studies.
  1. Juonala M, Viikari JS, Kähönen M, Laitinen T, Taittonen L, Loo BM, Jula A, Marniemi J, Räsänen L, Rönnemaa T, Raitakari OT.
    Alcohol consumption is directly associated with carotid intima-media thickness in Finnish young adults: the Cardiovascular Risk in Young Finns Study.
    Atherosclerosis. 2009 Jun;204(2):e93-8. doi: 10.1016/j.atherosclerosis.2008.11.021. Epub 2008 Nov 30.
  1. Simon A, Gariepy J, Chironi G, Megnien JL, Levenson J.
    Intima-media thickness: a new tool for diagnosis and treatment of cardiovascular risk.
    J Hypertens. 2002 Feb;20(2):159-69.
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  1. Chowdhury R, Stevens S, Gorman D, Pan A, Warnakula S, Chowdhury S, Ward H, Johnson L, Crowe F, Hu FB, Franco OH.
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  1. Estruch R, Ros E, Salas-Salvadó J, Covas MI, Corella D, Arós F, Gómez-Gracia E, Ruiz-Gutiérrez V, Fiol M, Lapetra J, Lamuela-Raventos RM, Serra-Majem L, Pintó X, Basora J, Muñoz MA, Sorlí JV, Martínez JA, Martínez-González MA; PREDIMED Study Investigators.
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